29. April: Tag der Energieabhängigkeit: Deutschland wird abgehängt Berlin, 28. April 2025 - Deutschland hat seine heimischen Energiequellen rechnerisch bereits am 29. April ausgeschöpft – dem „Tag der Energieabhängigkeit“. Ab diesem Datum stammt jede zusätzliche Kilowattstunde statistisch aus dem Ausland. Zum Vergleich: 2018 lag der Stichtag noch Mitte Mai. Je früher das Datum, desto abhängiger ist Deutschland von Energieimporten. Die Importabhängigkeit von über 2/3 des heimischen Gesamtenergieverbrauchs schwäche die Konjunktur, belaste die Wettbewerbsfähigkeit und mache uns geopolitisch erpressbar, warnt die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF). Den mit Abstand größten Anteil an den Importen haben fossile Energieträger. Hierfür gibt Deutschland laut KfW jährlich über 80 Milliarden Euro aus. Das entspricht 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts [1]. Christian Noll, Geschäftsführender Vorstand der DENEFF: “US-Präsident Trump spottete kürzlich, die EU müsse amerikanische Energie kaufen, weil sie sie braucht.[2] Das können wir ändern! Effizienz ist der Schlüssel. Lösungen made in EU machen Europa und Deutschland unabhängig. Die neue Bundesregierung muss sich durch konsequente Energieeffizienzpolitik bemühen, das Spiel umzudrehen, um schnell einen Tag der Energieunabhängigkeit feiern zu können.”
Effizienz kann Stichtag deutlich verschieben – und spart MilliardenHätten die vergangenen Bundesregierungen die notwendigen Maßnahmen ergriffen und das Effizienzziel 2020 erreicht, läge der Importanteil heute rund zwei Prozentpunkte niedriger und der Tag der Energieabhängigkeit wäre damals statt auf den 12. auf den 19. Mai gefallen – eine Woche später. Würde die Politik den Effizienz-Pfad des Energieeffizienzgesetzes (EnEfG) ernsthaft einschlagen, würde das den Stichtag 2030 sogar auf den 1. Juni verschieben (siehe Tabelle). Hierbei zahlen Energieeffizienz, Energiesparen, Ausbau Erneuerbarer Energien und Brennstoffwechsel bzw. Elektrifizierung auf die Senkung des Primärenergiebedarfs und damit auch des Importbedarfs ein. Mit dem Erreichen der Klima- und Energieziele 2045 ist auch von einer weitestgehenden Energieautarkie Deutschlands auszugehen. Deutschland wird abgehängt: Industrie auf letztem Platz Zum Vergleich: Die Importabhängigkeit der EU lag 2023 bei 58 Prozent. Der Europäische Tag der Energieabhängigkeit ist am 3. Juni – über einen Monat später als Deutschland.[3] Deutschland hinkt also hinterher. Besonders beunruhigend: Das EU-Projekt Odyssee-MURE führt die deutsche Industrie im European Energy Efficiency Scoreboard 2024 auf Platz 25 von 25 beim Energieeffizienzfortschritt.[4] Dabei könnte sie laut einer Studie der Hochschule Niederrhein 44 Prozent ihres heutigen Energiebedarfs mit profitablen Maßnahmen einsparen.[5] Die DENEFF weist darauf hin, dass Deutschland und Europa bei Produkten und Dienstleistungen für Energieeffizienzlösungen für Gebäude und Industrie weltweit immer noch führend seien. Investitionen hierein stärkten gleichzeitig Binnenkonjunktur und Unabhängigkeit. Einfach Freikaufen aus Energieabhängigkeit?Die DENEFF warnt davor, an Stelle von Effizienzmaßnahmen allein auf CO₂-freie Brennstoffe zu warten, die wiederum auch zu einem großen Teil importiert werden müssten. „Die Marktpreise für Strom und Wasserstoff werden in Deutschland perspektivisch dauerhaft teurer bleiben als im internationalen Vergleich“, erläutert DENEFF Industrieexpertin Dr. Tatjana Ruhl. „Deutschland kann sich aus seiner selbst verschuldeten Energieunmündigkeit nicht mit beliebig viel Geld für Energiepreissubventionen freikaufen. Die Haushaltsspielräume sind beschränkt, gerade angesichts der internationalen Sicherheitslage.“
Allein die geplante Senkung der Stromsteuer führt laut Experten zu einer Steuermindereinnahme von 10,5 Milliarden Euro jährlich.[6] Die neue Bundesregierung müsse ihre energiepolitischen Entscheidungen einem Resilienzcheck unterziehen: „Was macht uns weniger abhängig und vulnerabel und stärkt die Binnenkonjunktur?”.
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