Pressemitteilung vom 24. März 2022 Mit Effizienz die Fesseln der Energie-Abhängigkeit sprengenDer EU-Gipfel als Chance: Russische Gaslieferungen können bis Ende des Jahres nahezu überflüssig werden. Berlin. Energiesparen und mehr Energieeffizienz können Europa schon bis Ende des Jahres weitgehend aus der Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen befreien. „Die EU ist nicht auf Gedeih und Verderb auf Erdgas aus Russland angewiesen, die Lieferungen könnten schon im kommenden Winter nahezu oder sogar gänzlich überflüssig werden“, sagt Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF). Voraussetzung dafür sei aber Entschlossenheit und politischer Wille, die „stille Reserve Energieeffizienz konsequent zu nutzen“, so Noll vor dem Hintergrund des heute beginnenden zweitägigen EU-Gipfels. Auf der Tagesordnung des Europäischen Rates stehen auch die Versorgungssicherheit und die anhaltend hohen Energiepreise und deren Auswirkungen auf Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen. Angesichts des Krieges und der dramatisch gestiegenen Gaspreise dürfe sich die europäische Politik allerdings nicht mit dem Appell begnügen, beim Heizen von Wohnungen das Thermostatventil etwas herunterzudrehen, so DENEFF-Geschäftsführer Noll; ein Grad weniger Raumtemperatur spare zwar nach Angaben der EU-Kommission europaweit rund 10 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Das entspreche immerhin 7 Prozent der Lieferungen aus Russland, reiche aber eben nicht. Tatsächlich sei weit mehr möglich, selbst mit geringinvestiven Maßnahmen ließen sich deutliche Energieeinsparungen erzielen und Kosten sparen. Mit Blick auf 2030 müsse die EU-Politik jetzt wichtige Richtlinien nachschärfen. Die Fehler der letzten 10 Jahre, sich mit unverbindlichen und schwachen Zielen zu begnügen, dürfen nicht wiederholt werden. Die Energieeffizienzrichtlinie verpflichte größere Unternehmen seit 2015, in regelmäßigen Energieaudits für sie passenden Effizienzmaßnahmen zu identifizieren – aber nicht zur Umsetzung. Mit der Gebäudeeffizienzrichtlinie müsse die EU jetzt eine Sanierungswelle anstoßen, um mit Fokus auf die schlechtesten Gebäude schnell große Mengen Energie einzusparen. Noll verwies auch auf eine kürzlich veröffentlichte Studie des Thinktank Agora Energiewende. Daraus gehe hervor, dass Deutschland seine Gaslieferungen aus Russland zwar kurzfristig nicht durch Lieferungen anderer Länder ausgleichen, wohl aber durch eine Effizienz- und Sparoffensive bis Ende des Jahres fast vollständig überflüssig machen könne. Noll ist optimistisch, dass noch mehr ginge. In ihrem „Historischen Energiesparpaket“ habe die DENEFF mehr als 100 schnell umsetzbarer Energiesparmaßnahmen identifiziert. Laut dem Brüssel Thinktank Bruegel sei es möglich, den Gasbedarf vor dem nächsten Winter so weit zu senken, dass die EU unabhängig von Importen aus Russland werde. „Um aus der Effizienz-Offensive einen Erfolg werden zu lassen, ist die aktive Mitwirkung von Bürgerinnen und Bürgern nötig“, so DENEFF-Geschäftsführer Noll. Dies setze nicht nur die passenden Rahmenbedingungen voraus, sondern auch eine Kommunikations-Offensive, für die sich die Bundesregierung jetzt beim EU-Gipfel stark machen müsse. „Nur wenn alle an einem Strang ziehen, wird es gelingen, die Fesseln der russischen Energieabhängigkeit zu sprengen.“ Das historische Energiesparpaket finden Sie hier zum Download.
|