Sondierungsergebnisse: Sicherheit braucht EnergieeffizienzDENEFF: Koalitionsverhandlungen müssen effiziente Infrastruktur in den Blick nehmenBerlin – Die Sorge um Deutschlands Sicherheit wächst, Energie ist dabei ein geopolitisches Druckmittel. Die starke Abhängigkeit von Energieimporten mache das Land erpressbar, mahnt die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF) mit Blick auf die Sondierungsergebnisse und die geplanten Sondervermögen. Das Sondierungspapier setze zu einseitig auf den Ausbau der Energieangebotsseite und vernachlässige damit Energieeffizienzpotenziale in Industrie und Gebäuden, die nicht nur die Kosten und Importabhängigkeiten deutlich senken können, sondern auch Resilienz und Binnennachfrage deutlich stärken. „Die Sondierungsergebnisse setzen allein auf die Energieversorgungsseite. Jährlich fließen zig Milliarden in fossile Importe, die dringend besser in unsere heimische Wirtschaft investiert werden müssen“, kritisiert Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF. Die DENEFF appelliert daher an die kommende Bundesregierung, Energieeffizienz in den Koalitionsverhandlungen klar als zentrale strategische Säule für eine stärkere energiepolitische Unabhängigkeit, wirtschaftliche Resilienz, Versorgungssicherheit und Klimaschutz nach vorne zu stellen – und legt acht konkrete Politikempfehlungen dazu vor.
“Die Prioritäten müssen nun klar gesetzt werden, denn Kosteneffizienz und Versorgungssicherheit sind ohne Energieeffizienz nicht erreichbar. Alles, was Netze schnell und einfach entlaste, müsse vorangebracht werden“, so Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF. Zahlreiche Gigawatt könnten kurzfristig durch Energieeffizienz und Flexibilität eingespart werden. Eine bezahlbare Energiewende beginne mit der gezielten Ausschreibung von „Einsparkraftwerken“, die gezielt Einsparpotenziale heben und so die Energiekosten für Haushalte und Unternehmen senken könnten. Ohne Energieeffizienz und Lastmanagement werde es zudem nicht gelingen, die steigenden Netzentgelte in den Griff zu bekommen und den steigenden Strombedarf durch die Dekarbonisierung von Wärme und Verkehr abzufedern. Zum Thema Gebäudeenergie enthalten die Sondierungsergebnisse keinerlei Aussagen. Dabei spiele die Modernisierung der Gebäudeinfrastruktur auch für die Versorgungssicherheit eine zentrale Rolle, gerade durch den hohen Wärmebedarf in Zeiten der Dunkelflaute, so die DENEFF. Gleichzeitig stecke in der Gebäudesanierung enormes Potenzial für heimische Wertschöpfung, Beschäftigung und stabile Energiekosten. Ein glaubwürdiger Staat müsse mit gutem Beispiel vorangehen und verbindliche Sanierungsfahrpläne für öffentliche Gebäude aufstellen. Der Bund müsse zudem Zukunftsinvestitionen in energetische Gebäudesanierungen erleichtern und klare Anreize für private Investitionen schaffen. Das Sondervermögen Infrastruktur sei jetzt die Chance dafür. Zudem müssen Wärmepartnerschaften vor Ort gestärkt werden. Für wettbewerbsfähige Energiekosten müsse auch die Energieproduktivität der Industrie weiter gesteigert werden, auch, um zu hohe Energiesystemkosten zu vermeiden. Die Industrie benötige dafür unbürokratische Investitionsanreize, insbesondere Superabschreibungen, um wirtschaftliche Effizienzmaßnahmen schneller umzusetzen. Eine gezielte Prozesswärmestrategie würde der Industrie Planbarkeit geben und Unternehmen helfen, Produktionsprozesse effizienter und weniger energieintensiv zu gestalten.
Die Förderpolitik müsse dem EU-Rechtsgrundsatz „Effizienz zuerst“ folgen und sicherstellen, dass Mittel dorthin flössen, wo sie den positivsten Einfluss auf die Effizienz der Versorgung hätten. Energieeffizienz müsse dabei auch mit Wassereffizienz zusammen gedacht werden, da der Energieverbrauch der Wasserinfrastruktur – von Trinkwassergewinnung über Transport, Aufbereitung und Nutzung bis hin zur Wärmerückgewinnung und Abwasserbehandlung – erheblich sei. Eine nationale Wasserstrategie könnte nicht nur den Ressourcenschutz voranbringen, sondern auch entscheidend dazu beitragen, Energiekosten und Systembelastungen zu senken. Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, seien stabile und verlässliche politische Rahmenbedingungen unerlässlich. Gesetze dürften nicht ständig infrage gestellt oder verändert werden, damit Unternehmen und Haushalte langfristig planen könnten. Die Förderung müsse zudem einfacher und stärker an den tatsächlichen Energieeinsparerfolgen ausgerichtet werden. Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung sollten prioritär für Maßnahmen zur nachhaltigen Senkung der Energiekosten verwendet werden. Gleichzeitig müssten innovative Finanzierungsmodelle wie Risikoabsicherungen und Social Contracting stärker genutzt werden, um Investitionen für alle Bevölkerungsgruppen und Unternehmen zugänglich zu machen. All dazu fehlten noch Aussagen aus den Sondierungen.
Die DENEFF hofft nun auf Konkretisierung in den Koalitionsverhandlungen und Abstimmungen zum Sondervermögen Infrastruktur. Deutschland stehe an einem entscheidenden Wendepunkt. „Die sicherste und günstigste Kilowattstunde ist die, die gar nicht erst erzeugt werden muss“, erklärt Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF. Energieeffizienz sei der Schlüssel zu einer bezahlbaren, sicheren und klimafreundlichen Energieversorgung. Sie stärke die Wirtschaft, entlaste Bürgerinnen und Bürger und reduziere unsere geopolitische Abhängigkeit. Die neue Bundesregierung müsse diese Potenziale endlich konsequent nutzen. Die DENEFF stehe bereit, um Politik und Wirtschaft mit Fachwissen und Expertise bei der Umsetzung dieser Maßnahmen zu unterstützen. Die Vorschläge der DENEFF dazu finden Sie im Policy Brief anbei.
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