Pressemitteilung vom 25. September 2023 Gebäudesanierung: Bundesregierung muss Kollaps abwenden DENEFF warnt vor deutscher Kehrtwende zu EU-Sanierungsplänen für Wohngebäude
Berlin. Laut Medienberichten will sich die Bundesregierung im EU-Rat in einer plötzlichen Kehrtwende gegen diskutierte Vorgaben zur verbindlichen Sanierung der energetisch schlechtesten Wohngebäude aussprechen. Dies soll auch Teil des 14 Punkte-Maßnahmenpakets des heutigen Baugipfels sein. Dabei ist die Unterstützung der EU-Pläne das wohl wichtigste gebäudepolitische Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag. Zuvor wurden bereits die deutschen Förderquoten für die meisten Sanierungsmaßnahmen gesenkt. Die für die Erreichung der Klimaziele zentrale Sanierungsrate ist laut Branchenverband DENEFF auf inzwischen unter ein Prozent jährlich eingebrochen – zur Erreichung der Energie- und Klimaziele strebte die Bundesregierung seit Jahren eine Verdopplung an. Einige Gewerke gehen davon aus, demnächst Beschäftigte freistellen zu müssen.
„Die selbsternannte Fortschrittskoalition bringt mit ihrem Rumgeeiere den Klimaschutz im Gebäudebereich zum Erliegen und gefährdet damit eine Branche mit über einer halben Million Beschäftigten. Eine Absage der Bundesregierung an die EU-Standards ohne jegliche tragfähige Alternative, wie die notwendige Sanierungswelle gestartet werden kann, würde nicht nur das Ziel des bezahlbaren Wohnens, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand in Deutschland torpedieren. Die Bundesregierung muss jetzt den Kollaps abwenden“, so Carsten Müller, Vorstandsvorsitzender der DENEFF.
Die DENEFF erwartet von der Bundesregierung eine konstruktive Rolle bei den weiteren EU-Verhandlungen. Andere Mitgliedsstaaten, das EU-Parlament und die Kommission hätten erkannt, dass die Eigentümer und Eigentümerinnen von Gebäuden genauso wie Handwerk, Bauindustrie und Finanzinstitute endlich Klarheit verlangen, wo es mit dem Gebäudebestand hingehen soll, um sich entsprechend vorzubereiten und Investitionen anzuschieben. Die für jeden offensichtliche Herausforderung einfach zu ignorieren, produziere weitere Verunsicherung und schade Deutschland.
Die DENEFF weist darauf hin, dass die Klimaziele im Gebäudebestand nicht allein mit Förderung und CO2-Preisen erreicht werden können. Ausbleibende Sanierungen zementierten hohe Heizrechnungen und Energiepreise und ließen CO2-Kosten in Zukunft unkontrollierbar hochschnellen; der Industriesektor müsse dann zudem die fehlenden Treibhausgas-Minderungsanstrengungen des Gebäudesektors ausgleichen. Neben der DENEFF haben sich zahlreiche weitere Organisationen, darunter der Verbraucherzentrale Bundesverband vzbv und auch Immobilienverbände wie der Zentrale Immobilienausschuss ZIA, der Bundesverband der deutschen Industrie BDI, Sozialverbände wie Diakonie und Caritas sowie sämtliche großen Umweltverbände für energetische Mindeststandards (MEPS) für Bestandsgebäude eingesetzt. Die komplett technologieoffenen Standards sollen nach EU-Plänen etwa die 15 bis 25 schlechtesten Prozent des Bestands erfassen, mindestens 10 Jahre Vorlaufzeit bis zum Inkrafttreten geben und von finanziellen Unterstützungsprogrammen, nationalen Ausnahmeregeln und Härtefallklauseln begleitet werden, um niemanden zu überfordern.
Eine Studie des Beratungsunternehmens Guidehouse hatte zuletzt gezeigt, dass die notwendigen Sanierungen von solchen Einfamilienhäusern, die zu den energetisch schlechtesten 25 Prozent gehören, in der Regel durch ein bis zwei einfache Maßnahmen umgesetzt werden können. Die Kosten dafür betragen oft nur wenige tausend Euro und rechnen sich durch die eingesparten Energiekosten.
Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) ist eine Initiative von 240 Vorreiterunternehmen aus unterschiedlichen Branchen entlang der Wertschöpfungskette für Energieeinsparung und Klimaschutz.
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